Kreuzbandriss: Behandlungsmethoden mit und ohne Operation (2/3)
(Patientin von Dr. med. Andreas Krüger im Interview mit Rosanna Di Bello @blog.hirslanden.ch)
«Kreuzbandriss: Ich entschied mich für eine Operation»
Patientin (37 Jahre), eine sportliche junge Mutter von zwei Söhnen, war gerade dabei, ihrem jüngsten Sohn das Skifahren beizubringen, als sie im Zeitlupentempo stürzte. Sie merkte sofort: Mit dem Knie stimmte etwas nicht. Der Dorfarzt aus der Skiregion vergewisserte ihr aber, dass alles in Ordnung sei. 8 1/2 Wochen später entschied sie sich, das Kreuzband zu operieren. Wie es dazu kam, erfahren Sie im nachfolgenden Interview.
Was bedeutet Bewegungsfreiheit für Sie?
Patientin: Bewegungsfreiheit bedeutete mir schon immer viel. Bis zu meinem 19. Lebensjahr war ich im Ski-Nachwuchskader. Ich bewege mich gerne und fühle mich ohne regelmässigen Sport nicht wohl.
Wie viel Sport machen Sie?
Patientin: Während meiner Karriere im Ski-Nachwuchskader trainierte ich fünf Tage die Woche entweder Kraft, Ausdauer oder Schnelligkeit. Nach meiner Kaderzeit trainierte ich jede Woche drei Mal zu Hause auf meinem Crosstrainer. Als die Kinder kamen, folgten zwei Jahre, in denen ich nicht mehr wie gewohnt Sport ausüben konnte. Aber dann packte mich die Lust wieder: Crosstraining zu Hause, einmal in der Woche auf dem Tennisplatz und ab und zu golfen. Im Winter fand man mich wieder regelmässiger auf der Skipiste.
Inzwischen mache ich ca. dreimal pro Woche Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht anstelle des Crosstrainings. Dazu hat mich das Aufbautraining nach meiner Operation motiviert.
Sie hatten einen Skiunfall, was ist passiert?
Patientin: Es geschah bei einem Familien-Skiausflug. Mein dreijähriger Sohn hatte ein sogenanntes «Gstältli» an und lernte Ski fahren. Ich hielt die Riemen fest und wir fuhren hintereinander in eine Kurve. Mein Sohn stürzte und blieb liegen. Ich war dicht hinter ihm und bremste abrupt. Dabei hängte ich im Stemmbogen mit der Skispitze bei ihm ein und es drehte mir den rechten Ski nach innen. Ich spürte einen Knacks im Knie. Ich sah mich schon mit gerissenem Kreuzband auf dem OP-Tisch liegen und danach mit Krücken herumhumpeln. Nach fünf Minuten nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und stand auf. Stehen war problemlos möglich. Schmerzen hatte ich auch nur leicht. Ich dachte bloss: Puh, Glück gehabt.
Wurden Sie direkt in den Notfall transportiert?
Patientin: Nein, da ich noch selbst Skifahren konnte, fuhren wir anschliessend zur Mittelstation im Skigebiet und mit der Sesselbahn zur Talstation. Um sicher zu gehen, suchte ich den Dorfarzt auf und zeigte ihm mein Knie. Er belächelte mich aber mehr oder weniger und meinte, da sei alles in Ordnung. Erleichtert von seiner Diagnose ging ich meinem gewohnten Alltag nach: regelmässig Tennis spielen und mit dem Velo zur Arbeit fahren. Obwohl ich leichte Schmerzen hatte, dachte ich mir nichts dabei.
Nach ca. zwei Monaten mit konstanten Schmerzen fand ich das Ganze dann aber doch sehr verwunderlich und suchte einen Spezialisten auf, um mein Knie erneut untersuchen zu lassen. Nach einem kurzen Untersuch an meinem Knie war für ihn die Diagnose klar, entgegen der des Dorfarztes: ein gerissenes vorderes Kreuzband. Gleich am nächsten Tag hatte ich einen MRI-Untersuch, der seine Diagnose bestätigte.
Welche Behandlung wurde bei Ihnen durchgeführt?
Patientin: Dr. Krüger klärte mich sehr neutral über die Behandlungsmöglichkeiten auf. Ich war unsicher, ob ich mich für oder gegen eine Operation entscheiden sollte. Ich äusserte Dr. Krüger meine Bedenken und betonte, dass es mir wichtig sei, meine Hobbys, vor allem dem Skifahren und Tennisspielen, wieder problemlos nachgehen zu können. Dr. Krüger erklärte mir, dass in meinem Fall eine Operation die bessere Lösung sei. Ich bin mir heute sicher, mich richtig entschieden zu haben.
Wie fühlten Sie sich nach der Operation?
Patientin: Ich hatte die ersten Tage starke Schmerzen und fand es sehr unangenehm, dass das Knie weder gestreckt noch richtig gebeugt sein konnte. Zudem war mir von der Narkose und den Medikamenten oft übel.
Wie lange dauerte die Rehabilitation (Schienenversorgung / Physiotherapie)?
Patientin: Am zweiten Tag nach der Operation konnte ich wieder aufstehen und selbständig zur Toilette gehen. Ich trainierte ab dem ersten Tag täglich drei Mal mit der Kniebewegungsschiene, den Elektroden für den Muskelaufbau und ab dem zweiten Tag kam regelmässige Physiotherapie hinzu.
Die Schiene habe ich ca. zwei Monate getragen, sie hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben. In die Physiotherapie ging ich wöchentlich ein- bis zweimal für sechs Monate.
Wie lange dauerte es, bis sie wieder mobil waren?
Patientin: Die Schwellung im Knie ging leider nicht so schnell zurück wie erhofft. Als wir sechs Wochen nach der OP in die Ferien ans Meer fuhren, ging ich noch an Krücken und konnte noch nicht voll belasten. Die zwei Wochen am Strand und das Salzwasser taten mir gut. In die Schweiz zurückgekehrt, also acht Wochen nach der Operation, konnte ich problemlos ohne Krücken gehen, voll belasten und wieder Auto fahren.
Haben Sie beim Heilungsprozess etwas unterschätzt?
Patientin: Schwierig war nur die anspruchsvolle und strenge Physiotherapie, die ich aber sehr schätzte. Ich denke, mir geht es heute nur deshalb so gut, weil mein Therapeut mich regelmässig an meine Grenzen gebracht hat.